# 1 – Vom Bodensee (D) bis Col du Petit St. Bernard (IT/F) – „Route des grandes Alpes“

Tag 1
Tagesetappe: 543 Km
Tourkilometer: 543 Km
Tagesmotto: Schnell in die Berge
Tageshighlight: -
Ankunft: Col du Petit St. Bernard
Schlafplatz: 45°37'16.1"N 6°51'37.0"E

Die erste Morgendämmerung lässt mich wach werden. Mit Absicht hatte ich beide Rollläden offen gelassen. Ich schlappe erst in die Küche, dann sofort ins Bad. Als ich frisch geduscht und gerichtet das Bad verlasse erfüllt ein Duft nach frisch gebrühtem Kaffee meine Wohnung.

Das Motorrad habe ich gestern Abend beladen. Es wird langsam hell, als ich mit einem Grinsen im Gesicht meinen Kaffee schlürfe und mein Omelette auf Toast esse.

Kurze Zeit später erfüllt das einprägsame Geräusch einer anlaufenden Zweizylindermaschine den Hof. Endlich geht es los …

 

Bis in die Alpen heißt es zunächst Kilometer fressen, Fahrtspiele, das Gepäck wieder beherrschen lernen. Ich fahre westwärts entlang der Schweizer Grenze bis ich in Waldshut-Tiengen in den Aargau abbiege. Mein Weg führt mich durch Solothurn, die „schönste Barockstadt der Schweiz“, vorbei am Bielersee bis an den Lac de Neuchâtel, also Neuenburger See. Inzwischen ist es kurz vor 09:00 Uhr und ich lege eine kurze Pause ein.

Über die N5 geht es südwärts weiter nach Lausanne. Der Genfersee ist mir von The Way to Morocco als sehenswert in Erinnerung geblieben. Und ich wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht. Lausanne zeigte sich als belebte, geschäftige Stadt und zum ersten Mal wurde es richtig warm auf dem Bike. Die N9 führt ostwärts genau am Wasser entlang. Links das blaue Wasser, der typische Geruch von einem großen See in den Sommermonaten. Auf der Rechten die junggrünen Weinterrassen und im Hintergrund das Panorama der Westalpen unter einem leicht bewölkten Himmel.

In Villeneuve halte ich an einem Park direkt am Wasser, ziehe meine Stiefel aus und hänge meine Füße während einer 20 minütigen Pause in den kühlen See.

Ich fahre weiter bis nach Martigny, wobei auf jedem Meter die Berge vor mir höher und höher wirken. In Martigny komme ich an einen Kreisverkehr mit einem bunten Kunstwerk aus Stahlgebilden in der Mitte. Ich entscheide mich nach einer Ehrenrunde im Kreisverkehr zum Großen St. Bernhard Pass (Col du Grand St. Bernard, 2.473 m) zu fahren. Dieser Pass ist genau richtig um warm zu werden.

Mit jedem Höhenmeter wird es kälter und dunkler um mich herum. Da ich viel Zeit in den Alpen verbringe wird mir eines schnell klar: Ich hätte den Wetterbericht lesen sollen. Die letzten zwei Wochen vor der Abfahrt hatten wir Rekordtemperaturen und durchgehend schönes Wetter bei über 30°C. Auf die Idee, dass sich das genau bei meiner Abfahrt ändert wäre ich nicht gekommen. Auf der Passhöhe angekommen ist es kurz nach 17 Uhr. Meine Abfahrt ins italienische Aostatal mache ich in einer trüben Wolkensuppe.

In Aosta biege ich rechts nach Morgenx ab, in der Hoffnung an dem dortigen Fluss, der Baltea, einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Leider bin ich erfolglos, es beginnt zu regnen und ich entschließe mich erstmal mein Abendessen einzukaufen und zu tanken. Da sich die Wolkenfront im Tal festgesetzt hat bin ich gegen 19 Uhr weiter auf den kleinen St. Bernhard (Col du Petit St. Bernard, 2.188 m) gefahren.  Nun war ich wieder in Frankreich und das Wetter wurde auf der anderen Seite der Bergkette schlagartig besser. Auf halber Abfahrt schlug ich neben einer Hütte mein Zelt auf und genoss bei einem Baguette, frischem Gorgonzola und italienischer Salami den Sonnenuntergang vor einer atembereuabenden Kulisse.

Leider sollte sich herausstellen, dass dieser Schlafplatz  nicht der geeignetste sein sollte …

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