Tag 2
Tagesetappe: 301 km
Tourkilometer: 776 km
Tagesmotto:Einfach dahincruisen
Tageshighlight:Ein ungewisser Abend!
Ankunft: Langogne
Schlafplatz: La Cigale de l'Allier
Die erste Nacht in unserem neuen Zuhause war super! Das Rauschen der nahen Saòne, das monotone Summen der Grillen und Insekten, das Singen der Vögel in der Morgendämmerung. Outdoor pur!
Yeah, wir sind auf großer Tour – mit diese Gefühl steigen wir morgens aus unserem Zelt.
Unsere Nachbarn, die „Landfahrer“, hatten mich die halbe Nach wach gehalten. Deren Hund hat irgendwann in der Nacht zu unserer großen Freude einen netten Hundehaufen neben unser Zelt gesetzt. Während das Kaffeewasser kocht gehen wir runter an den Fluss. Leichter Nebel steigt über dem kühlen Wasser auf. Die Morgensonne ist hell und warm. Die „Dusche“ lässt uns in kürzester Zeit hellwach werden.
Sarah hat biologisch unbedenkliche Flüssigseife aus Olivenöl besorgt. So werden wir auch im Freigewässer sauber. Also anziehen, Kaffee trinken, Zelt zusammenlegen, Aufladen und ab auf die Straße.
Unser Weg führt uns in das Hinterland, vorbei an grünen Maisfeldern, Wäldern und Wiesen. Die Luft riecht sommerlich, frisch und rein. Wir fahren durch kleine urige Dörfer. Die Straßen sind um diese Zeit noch wie ausgestorben.
Unseren ersten Tankstopp legen wir an einer kleinen Tankstelle um die Mittagszeit ein. Kurzerhand frage ich, ob wir unsere Funkhelme aufladen dürfen. Der junge Kassierer versteht natürlich kein Wort. Mit Händen und Füßen klappt es dann doch. Er bestaunt die Motorräder, wirft einen Blick auf unsere Karte, fragt wohin unsere Reise uns führt.
Das Erstaunen in seinen Augen als Sarah wie selbstverständlich: „Morocco“, sagt ist auch für uns ein wenig lustig, sind wir doch erst den zweiten Tag unterwegs.
Frisch betankt, aufgeladen und nach einem Vesper fahren wir weiter. In Cormoz, einem kleinen Örtchen mitten im Nirgendwo, bremse ich abrupt und drehe um. Der Ortskern ist malerisch! Unweit der Hauptstraße steht eine Friedhofskirche, Kirche Saint-Pancrace, umrandet von grünem gepflegten Rasen und Rosenbeeten. Die Häuser sind mit verwitterten Schindeln besetzt. Die Tonziegel auf den Dächern haben bereits einige Jahre ihren Zweck erfüllt und die alten Steinwände vor Wind und Wetter geschützt. In einem Innenhof ist ein Brunnen wie ich ihn mir aus alten Geschichten vorstelle. Dieser Platz lädt zum Verweilen und Träumen ein. Und genau das machen wir …
Weiter geht es raus aus dem Hinterland nach Mâcon, von dort entlang und auf der A6 durch Lyon. In Chasse-sur-Rhone biegen wir nach Saint-Étienne ab. Grob über den Daumen gepeilt wollen wir entlang einer gedachten Linie in Richtung Andorra fahren.
Wir kommen an die Loire. Der Fluss hat sich bei Çaloire seinen natürlichen Flusslauf bewahrt und bahnt sich seinen Weg durch die Landschaft. Wir fahren über eine für diesen Ort viel zu große, weißse Hängebrücke und sehen einige Schilder, welche auf den „Forêt communale de Caloire“ weisen.
Diese typischen „Hey, hier gibt es was zu sehen“-Schilder.
Aus dieser Richtung kommen uns mehrere Motorradfahrer entgegen. Wir brauchen nicht anhalten, wir verstehen uns. Über Funk kam nur: „Hey, lass auf die Route scheißen. Komm, wir fahren da einfach hin …“
Spontan zu sein war genau das Richtige. Die Landschaft erinnert an die Rheinschleife bei Koblenz. Sarah stöhnt als sie die Kehren den Berg hinauf sieht. Sie hat ihren Führerschein seit 2 Wochen und das Motorrad ist voll bepackt. Der Spaß beginnt … 😛
Wir fahren weiter bis nach Le Puy en Velay. Dort entdecken wir auf der Landkarte einen See der für die kommende Nacht geeignet scheint. Es ist bereits 17 Uhr und bis nach Langogne sind es noch 50 Kilometer. Wir fahren durch eine grüne einfach nur geile Landschaft! Die Sonne steht tief und die Schatten werden von Minute zu Minute sanfter, während wir über eine Hochebene dahinrollen.
An einer Kreuzung in Pradelles stoppen wir um ein Foto zu schießen. Vor uns im Tal liegt der See an dem wir schlafen wollen in die Landschaft eingebettet. Langogne ist bereits zu sehen.
Fast geschafft – wir freuen uns auf die Ankunft nach einem langen Fahrtag.
Alle Pläne ändern sich als Sarahs Motor plötzlich aufgibt und nicht wieder starten will …